Hohe Heizkosten bereiten vielen Menschen Sorgen. Lahnau bietet seinen Bürgern deshalb aktuell eine kostenfreie Energieberatung an. Wie es abläuft und was das bringt.
Lahnau. Wer ein Haus besitzt, der kann dem Thema Energieverbrauch kaum noch ausweichen. Hohe Heiz- und Stromkosten belasten viele Menschen. Gleichzeitig diskutiert die Politik angesichts des Klimawandels, wie Immobilien in Deutschland optimiert werden müssen, um den Energiebedarf zu senken. Stichwort: Gebäudeenergiegesetz. Doch was können Hauseigentümer tun, um Energie und damit auch Geld zu sparen? Was ist überhaupt sinnvoll? Was bringen Photovoltaik, Wärmepumpe und Co.? Wie greift der Staat bei derartigen Investitionen unter die Arme? Und welche Verbesserungen sind auch mit kleinem Geldbeutel umsetzbar?
Energieberater sind aktuell in Lahnau unterwegs
In diesem Dickicht von Möglichkeiten und Vorgaben sollen Energieberater für Durchblick sorgen. Die Gemeinde Lahnau hat deshalb die Kampagne „Aufsuchende Energieberatung“ gestartet. Für die Bürger ist der Besuch des Energieberaters kostenfrei. Welche Tipps kann der Experte geben? Wir haben Energieberater Sven Glaum bei einem Besuch in Dorlar über die Schulter geschaut.
Schon auf dem Weg zum Kundengespräch hat der Bauingenieur mit einem kurzen Klopfen an die Hauswand festgestellt: Eine Dämmung gibt es nicht. Und noch bevor er sich bei Manuel Groh, der die Energieberatung gebucht hat, an den Tisch setzt, nimmt er die Fenster in Augenschein. Dann ist erst einmal eine Bestandsaufnahme angesagt: Wie alt ist das Haus? Was wurde bereits modernisiert? Wie hoch ist der Verbrauch beim Heizen?
Manuel Groh baut gerade das Dachgeschoss aus und will seine Wohnung dann ebenfalls sanieren. Den Energieverbrauch hat er dabei fest im Blick. Erste Stromfresser hat er entlarvt und beseitigt. Vom Energieberater möchte der Lahnauer wissen, was noch möglich ist und was sich lohnt.
Energieberater nimmt Fenster, Dach, Keller und Heizung in Augenschein
Der Experte lässt sich die neuralgischen Punkte im Haus zeigen: Zustand der Fenster und Haustür, Heizanlage und Anbringung der Heizkörper, Dämmung des Dachs und die Kellerdecke. Mehr muss er nicht sehen, um zu wissen, was getan werden kann.
Die zehn wichtigsten Erkenntnisse aus der Energieberatung mit Sven Glaum:
Einen Sanierungsfahrplan erstellen lassen. Der maßgeschneiderte Plan soll zeigen, wie das Gebäude Schritt für Schritt energetisch modernisiert werden kann und berücksichtigt dabei die Wünsche und finanziellen Möglichkeiten der Hauseigentümer. „Es wird simuliert, was eine Dachdämmung, neue Fenster oder eine neue Heizung bringen – und zwar sowohl beim Verbrauch als auch monetär“, sagt Glaum. Das vom Energieberater erstellte Papier ist 15 Jahre gültig. Wer sich einen solchen Sanierungsfahrplan erstellen lässt, kann eine Förderung von bis zu 1300 Euro beantragen.
Nicht zuerst an den Austausch der Heizung denken. Angesichts der hohen Gas- und Ölpreise würden viele Menschen über eine neue Heizanlage nachdenken, sagt der Energieberater. Getreu dem Motto „Gebäudehülle vor Technik“ rät Bauingenieur Sven Glaum allerdings: „Erst den Zustand des Gebäudes verbessern, sonst ist die Heizung zu groß dimensioniert.“ Denn geht über Dach, Fassade oder Fenster durch entsprechende Dämmung weniger Wärme verloren, braucht es weniger Heizleistung. Wer dennoch bei der Warmwasseraufbereitung etwas tun will, dem empfiehlt Glaum, in Wärmepumpen für Brauchwasser oder Durchlauferhitzer auf den Etagen zu investieren.
Der Großteil der Wärme geht über die Gebäudehülle verloren
Schauen, welche Maßnahme den größten Effekt bringt. Zuerst die Fenster auszutauschen, mag zwar im Bauablauf Sinn ergeben. Aber mit Blick auf den Energieverlust hätten andere Maßnahmen deutlich mehr Durchschlagskraft, sagt der Experte. Über die Gebäudehülle geht die meiste Energie verloren. Schaut man sich die einzelnen Abschnitte an, ist es vor allem ein ungedämmtes Dach, das zu hohen Verlusten führt. Ähnlich sieht es bei der Fassade aus. In der Reihe der Schwachstellen folgen erst auf Platz 3 die Fenster. Apropos Dämmung: Glaum stellt fest, dass viele irrtümlicherweise davon ausgehen, dass eine 20 bis 25 Zentimeter dicke Dämmung auf die Fassade montiert werden müsste. Doch eine 12 bis 14 Zentimeter dicke Schicht genügt seinen Aussagen zufolge oft für eine Förderung aus.
Mit der Dämmung des Dachs Geld sparen. Das Dach gehört laut Energieberater zu den größten Schwachstellen eines Hauses. Um den Wärmeverlust zu minimieren, ist eine Dämmung sinnvoll. Der Optimalfall ist laut Glaum, wenn die Dämmung im Zuge einer ohnehin anstehenden Neueindeckung von außen angebracht wird. Dadurch erhalte man ein gleichmäßiges Ergebnis. Günstiger, aber kniffliger ist eine von innen angebrachte Zwischensparrendämmung, also in den Zwischenräumen der Dachbalken. Bei der Montage sei Sorgfalt angesagt, vor allem mit Blick auf Feuchtigkeitssperren und Dampfbremsen.
Energieberater schwört auf moderne Lüftungsanlagen
Im Zuge der Dämmung über eine Belüftung nachdenken. Dies soll die Schimmelgefahr in wenig beheizten oder gut isolierten Räumen reduzieren. Sven Glaum schwört dabei auf Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, die im Mauerwerk eingebaut werden. Auch dafür sei eine Förderung möglich, sagt der Bauingenieur.
Die Kellerdecke nicht vergessen. Diese „schluckt“ ebenfalls reichlich Wärme. Eine acht bis zwölf Zentimeter dicke Dämmschicht kann dabei laut Glaum Abhilfe schaffen. Gerade bei geringem finanziellen Mitteln sei das ein guter Ansatzpunkt, ebenso wie das Dämmen der obersten Geschossdecke oder eine Unterdachdämmung.
Wärmebrücken am Fenster beseitigen. Wärme geht vor allem beim Fenster an zwei Stellen verloren, erklärt der Butzbacher Energieberater. Das ist der Fall, wenn die innere und äußere Fensterbank eine Einheit bilden und so die Wärme nach außen geleitet wird. Liegen die Rollläden-Kästen im Mauerwerk, fehlt eine Dämmung. Glaum rät deshalb zu außenliegenden Kästen.
Heizkörper optimal einstellen. Ein Austausch der Heizkörper ist oft nicht nötig, so Glaum. Wichtiger sei, die vorhandenen Heizkörper richtig einzustellen. Sein Vorschlag deshalb: Ventile gegebenenfalls austauschen und einen hydraulischen Abgleich machen lassen. Das Ziel dabei sei, dass die Heizkörper genau die Menge an Wasser erhalten, um den Raum optimal zu erwärmen. Obacht: „Bei der Schneeflocken-Stellung am Regler wird weiter geheizt, wenn das Fenster bei Kälte geöffnet ist“, erklärt Glaum. Mittlerweile gebe es Fensterkontakte, die die Heizkörper abschalten, sobald das Fenster geöffnet wird, so sein Tipp.
Bei Sanierung auf Fördermöglichkeiten achten
Den Stromverbrauch mit kleinen Helfern überwachen. Wer wissen will, ob Kühlschrank, Fernseher und Waschmaschine Stromfresser sind und ob sich der Kauf eines neuen Gerätes lohnt, dem legt der Energieberater Smart Plugs ans Herz. Der Stecker wird zwischen Steckdose und Gerät installiert und überwacht den Verbrauch.
An die Kleinigkeiten denken. Für den Austausch der Elektrik gebe es keine Förderung. Muss aber für den Einbau elektrisch bedienbarer Rollläden oder für die Installation von Lüftungsanlagen Kabel gelegt werden oder für eine Photovoltaikanlage ein neuer Zählerkasten montiert werden, dann würden die Elektriker-Arbeiten bei der Förderung berücksichtigt, erzählt der Energieberater.
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Wie sich mit einer Energieberatung Geld sparen lässt
Author: Lauren Jones
Last Updated: 1700248562
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